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Der ASV-Roboter pausiert auch noch

Erfahrene Einblicke und Einschätzungen zum Amateurfußball  – Erstes Herren-Spiel vor 50 Jahren – Hochverdienter ASV-Funktionär im Interview

Michelfeld (obl)
Infolge des Teil-Lockdowns in Deutschland ruht seit Anfang November nun schon rund fünfeinhalb Monate der Mannschaftstrainings –und Spielbetrieb im Amateurfußball in Bayern. Denn gemäß der Öffnungsmatrix der Bundesregierung vom Mittwoch, 3. März (vierter Schritt) und der Ministerpräsidentenkonferenz vom Montag, 22. März ruhte die Hoffnung darauf, dass im April bei entsprechenden Inzidenzwerten Training auch mit Kontakt (Landkreis-Wert unter 100: mit tagesaktuellen Test, unter 50: ohne Test) und Spiele (erforderlicher Wert unter 50) erlaubt werden. Doch diese Wunschvorstellung wurde am 13. April bis auf Weiteres jäh ausgebremst, da sich die Politik konsequent an Inzidenzwerte orientiert und fundierte Studien (zum Beispiel aktuell von Aerosol-Wissenschaftlern) sowie begründete Online-Petitionen nicht berücksichtigt.

Karl Merkl ist seit dem 1. August 1963 Mitglied beim ASV Michelfeld – also seit fast 58 Jahren. Mit 18 erlebte er sein erstes Punktspiel als Fußballer in der „Ersten“ der Gelb-Blauen, mit aktuell 68 gehört er zum treuen Zuschauerstamm bei den Heim- und Auswärtsspielen, um unter anderem seinen Enkel Max Gsell (Innenverteidiger der Ersten und Zweiten Mannschaft) zu unterstützen.

Auf Idee von Karl Merkl inszenierte der ASV am 16. Januar 1988 um 20.11 Uhr erstmals seine „Michelfelder Prunksitzung“ mit Hermann Stauber als Sitzungspräsidenten. Zehn Jahre lang (1993 bis 2003, in diese Ära fiel der Bezirksliga-Aufstieg der Herren 1996) war er Erster Vorsitzender des ASV. 2015 wurde ihm die Ehrenvorstands-Würde übertragen. Seit mehr als zehn Jahren fungiert er als Platzwart (unterstützt von Erwin Beyer und Hans Gramß), zumal er in der Nähe des Sportgeländes in der Langgräfe wohnt.

Ein angedachter Fototermin mit dem Platzwart und dem vereinseigenen Rasenroboter (seit 2018 im Einsatz) fiel diese Woche aus, da „Big Mow“ (so sein Produktname-Name des Herstellers) sich derzeit noch nicht wieder an seiner Outdoor-Ladestation am Sportgelände befindet – das moderne Gerät ist quasi noch in der Winterpause.

Noch Geduld gefragt

Der Sieben-Tages-Inzidenzwert im einheimischen Landkreis Amberg/Sulzbach lag am Interview-Tag Mittwoch, 21. April bei 138,8, in Bayern bei 184,8 und in Deutschland bei 160,1. An Fußball-Training und Spielbetrieb ist, gemäß Öffnungsmatrix der Bundesregierung (vom 3. März), erst ab einem Wert unter 100 beziehungsweise unter 50 zu denken …

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Guten Tag Herr Merkl,
Servus Karl,
Das letzte Punktspiel der 1. Mannschaft des ASV Michelfeld war vor sechs Monaten (2:0-Heimsieg gegen die SG SV Kleinsendelbach/SV Hetzles am 18. Oktober 2020). Seitdem konnten sich die dreieineinhalb Rasenplätze in der Sportanlage Langgräfe und Sie als langjähriger Platzwart quasi „erholen“. Welche Vereinsarbeiten haben Sie seitdem erledigt und wie ist der A-Platz (vor einigen Jahren noch mit einer Regenwurmplage) aktuell in Form?
Karl Merkl: Der A-Platz wurde im Oktober vertikutiert und nachgesäht, damit jetzt im Frühjahr wieder alles schön grünt. Der Platz hat sich gut erholt, die Würmer haben sich anscheinend in tiefere Regionen zurückgezogen, es sind weniger geworden. Nach dem langen Winter stehen jetzt natürlich wieder vielerlei Pflegemaßnahmen in der Langgräfe an.

Der BFV plant seit Mittwoch, 14. April den Abbruch der Saison 2019/21 mit Quotientenregel (inklusive Auf- und Absteiger, keine Relegation) und will zeitnah unter den rund 4500 Vereinen in Bayern eine Online-Umfrage durchführen, ob, wann und wie es mit dem Spielbetrieb weitergeht. Wie schätzen Sie (mit der Erfahrung von über 60 Jahren als Fußballer) diese historische Lage ein und was wünschen Sie sich?
Karl Merkl: Meiner Meinung macht es keinen Sinn die Saison fortzusetzen. Die Spieler haben Monate lang nicht trainiert und müssen erst wieder in Schwung kommen. Das dauert natürlich. Man braucht auch erst wieder ein Gefühl für den Ball und auch die technischen Fähigkeiten müssen wieder trainiert werden – von der Kondition ganz zu schweigen. Ich würde mit einer neuen Saison starten, sobald es möglich ist.

Karl Merkl.
Foto: Ralph Strobl.

Mit 873 Partien (524 in der „Ersten“, 42 in der „Zweiten“ und 307 in der AH-Mannschaft) stehen Sie auf Rang fünf in der Ewigen Einsätzeliste der Abteilung Fußball des ASV Michelfeld. Welches Spiel, welches Tor und welcher Trainer ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Karl Merkl: Da fällt mir spontan mein erstes Spiel für unseren ASV ein –  und zwar war das am 18.04.1971 ein Heimspiel gegen Hartmannshof. Ich erzielte dabei das 1:0 beim 4:0-Heimsieg. Am Ende der Saison stiegen wir als Vizemeister in die B-Klasse (vergleichbar mit der heutigen Kreisklasse, Anm. d.Red.) auf. Der herausragende Trainer war für mich natürlich der Kirzdörfer Jakob. Der kam zu uns nach Michelfeld als Trainer. Das war eine Sensation, war er doch als Spieler der Superstar beim ASV Auerbach in der Bezirksliga. Er hat uns viel Technik, Taktik, Spielwitz und Zweikampfverhalten beigebracht. Überragend war unter ihm aber vor alle Dingen Zusammenhalt und Kameradschaft.

Wann erwarten Sie – nach staatlicher und verbandsseitiger Freigabe nach der Corona-Pause – das erste Mannschaftstraining und das erste Punktspiel (mit Zuschauer im Amateurbereich) in der ASV-Sportanlage Langgräfe und auf was dürfen sich die dann hoffentlich zahlreichen Besucher (der ASV hat in der Kreisklasse einen guten Zuschauerschnitt von 116,9) beim Re-Start freuen?
Karl Merkl: Das kann man noch nicht sagen. Ich hoffe, dass bald wieder was los ist in der Langgräfe. Die Spieler und auch die Fans freuen sich glaube ich gleichermaßen auf das erste Spiel.

Vielen Dank für das Interview.
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In der bald schon sechsmonatigen „Winterpause“ (Anfang November bis mindestens 9. Mai) kommen in einer wöchentlichen Serie abwechselnd  ein Spieler der 1. und dann der 2. Fußball-Herrenmannschaft des ASV Michelfeld (in beiden Teams wurden in dieser Saison 2019/21 insgesamt schon 42 verschiedene Spieler eingesetzt) zu Wort. Diese erhalten jeweils die gleichen vier Fragen zur Beantwortung – interessant zwecks Vergleichbarkeit der Aussagen zum gleichen Thema. Um den „Kontakt“ mit den aktiven Fußballern des Vereins nicht zu verlieren und die lange Winterpause nicht langweilig werden zu lassen, haben wir für asv-michelfeld.de regelmäßig einen Spieler zur aktuellen Lage befragt. Nach Daniel Meier, Mathias Trenz, Thomas Hofmann,  Lukas Schleicher, Maximilian Zerreis, Fabian Ziegler, Lukas Knappik, Andreas Leissner, Manuel Lehner, Nicolas Bauer, Fabian Friedl, Benedikt Schindler, André Bachmann, Andreas Beyer, Silas Looshorn, Simon Zerreis, Devit Akdemir, Marco Wöhrl, Simon Schwendner und Daniel Siegler kam zuletzt Maximilian Gsell (als Gesprächspartner Nummer 21 in der 2. Lockdown-Phase) im Interview zu Wort.

Seit vier Wochen (KW 13, 29. März bis 4. April) läuft eine neue Serie „Interview der Woche“ – Zielgruppe: Abwechselnd Trainer, Betreuer und Funktionäre des ASV Michelfeld sowie der SG Auerbach (Juniorenfußball/männlich). Diese ist geplant bis zur Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs – hoffentlich noch im ersten Halbjahr 2021. Nach Kathrin Gsell, Thomas Kohl und Kevin Hudert ist dieses Mal Karl Merkl an der Reihe.

Übrigens:  Die Serie „Interview der Woche“ gab es bereits in der ersten coronabedingten Spielpause vom 23. März bis 28. Juli 2020 mit Spielern, Funktionären und Mitgliedern des ASV Michelfeld – siehe www.asv-michelfeld.de unter „Aktuelles“.

BFV-News:

Nach einer Vorstandssitzung am Mittwoch, 14. April gab der Bayerische Fußball-Verband am Donnerstag, 15. April auf seiner Website offiziell bekannt, dass „ein Abbruch der Verbandsspielklassen unvermeidlich erscheint. Ein formeller Beschluss zum Abbruch sollte aber aus formalen Gründen noch nicht aktuell getroffen werden“.

Bevor die rund 4500 Vereine in Bayern über mögliche Abbruch-Szenarien (inklusive der wichtigen Fragestellung, wann und wie es mit dem Trainings- und Spielbetrieb weitergehen soll) abstimmen dürfen, prüft der BFV-Vorstand die vom Verbands-Spielausschuss entwickelten Modalitäten eines Saison-Abbruchs und der jetzt von den Vereinen eingebrachten Anträge nochmals in allen Facetten.

In der Montag-Print-Ausgabe des KICKER (Artikel „Fußball muss wieder möglich sein. Dringend!“, 19. April, Seite 86 bis 89) kam BFV-Präsident Dr. Rainer Koch und Bayerns „Sportminister“ Joachim Herrmann in einem Doppel-Interview zu Wort. Dort bejahte der zuständige Minister die Frage nach konkreten Öffnungsschritten unmittelbar nach dem Lockdown (Ende am Sonntag, 9. Mai) – also ab dem 10. Mai. „Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis es richtig zurückgeht auf den Platz, aber dafür müssen wir jetzt die Weichen stellen“, so Herrmann, der bei Kindern und Jugendlichen tagesaktuelle negative Schnelltests (aus dem Schulbereich schon vorliegend) quasi zur Voraussetzung für Training und/oder Spiel machen will.

In der nächsten Woche (26. April bis 2. Mai) will der Bayerische Fußballverband ein Meinungsbild – voraussichtlich mittels eines Online-Votings mit mehreren Abstimmungsalternativen (jeder Verein hat eine Stimme) über das BFV-Postfach (mit Login) – durchführen. Als eine mögliche Variante wurde am Mittwoch, 21. April ein Modell ins Gespräch gebracht, auch die Tabellenzweiten (bei Abbruch mit Quotientenregel würde die Relegation entfallen) direkt aufsteigen zulassen. Folglich würden größere Ligen oder mehr Staffeln entstehen und/oder eine interessante Spielmodus-Änderung (Einfach-Runde im Herbst, im Frühjahr dann Play-Offs um den Aufstieg und Play-Downs um den Abstieg) vollzogen werden.

Am Donnerstag, 22. April gab BFV-Verbandsarzt Dr. Werner Krutsch ein eindringliches und aufklärendes Interview auf www.bfv.de  (Überschrift: BFV-Doc Krutsch: „Mannschaftssport im Freien hat überwältigende Vorteile“) bezüglich der Wiederaufnahme des Trainings- und Spielbetriebs im Amateurfußball aus medizinischer Sicht.

Die Bayerische Staatsregierung bremst den Amateur- und Breitensport weiter komplett aus. Eigentlich hätte ab Freitag, 23. April die national gültige Regelung besagt, dass Kinder bis 14 Jahren in Gruppen mit bis zu fünf Personen auch bei einer Sieben-Tages-Inzidenz größer 100 kontaktlos Sport im Freien treiben dürfen. Nicht so in Bayern. Hier soll hingegen alles beim Alten bleiben, wie der Bayerische Landessport-Verband (BLSV) in Erfahrung gebracht hat. Soll heißen: Kein Training in Kleingruppen bei Inzidenz über 100. Bereits am gestrigen Donnerstag hat sich BFV-Präsident Dr. Rainer Koch über die sogenannte „Bundes-Notbremse“ echauffiert. Die Denkweise der Politik, Sport als Teil des Problems zu sehen, will ihm so gar nicht einleuchten. „ (…) Das muss endlich auch so akzeptiert werden. Bis heute kann niemand erklären, warum in der Schule getestete Kinder nicht auch am Nachmittag gemeinsam unter Aufsicht und unter Einhaltung der etablierten Hygienekonzepte trainieren dürfen. Sport ist wichtig für unsere Gesellschaft, er ist wichtig für die Gesundheit.“Auch DFB-Präsident Fritz Keller äußerte sich zur neu beschlossenen Bundes-Notbremse und forderte von der Politik mehr Vertrauen in den Amateursport.

Für die Bayern- und Landesligisten wurden in den vergangenen rund zwei Wochen bereits entsprechender Online-Konferenzen abgehalten, um entsprechende Tendenzen hinsichtlich des zukünftigen Spielbetriebs (die man konzeptionell auch für untere Ligen übernehmen könnte) auszuloten. Weitere Neuigkeiten folgen unter www.bfv.de

obl.

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